Die einzigen philosophischen Lehrer, die ich je hatte: Rudolf Adamcyk und Laozi

05.08.2025

Ich habe nie Philosophie studiert. Ich würde noch nicht einmal sagen, dass ich Psychologie studiert habe. Ich habe eher alles in Frage gestellt, was man versucht hat, mir beizubringen.

Und der einzige Mensch, der mir je etwas Philosophisches beigebracht hat, war Rudolf Adamcyk - der erste Mensch, wie er manchmal scherzend meinte. 

Durch Rudolf kam ich zu Wittgenstein. Er fütterte mich mit Literatur, die ich lesen sollte, Feyerabend, Rorty, Joachim Israel usw. - und er war kritisch. Ich lernte ihn in Wien kennen, bei einem Proseminar von Prof. Fritz Wallner - und Rudolf kritisierte Wallner. Das gefiel mir. Er war damals Ende 50. Ich war Anfang 20.

Als mir klar wurde, dass das Gesprochene keine Zeichen sind, sondern Luftdruckschwankungen trug ich mit Rudolf - am nächsten Tag - gerade einen Kasten durch eine Tür. Ich war ausgezogen, um eine Weile alleine zu leben und Rudolf half mir, meine kleine Wohnung in der Weyringergasse in Wien 4 einzurichten. Dort hatte ich das Aha-Erlebnis, einen Tag vorher. Da platzte es aus mir heraus. Ich wusste, er war der einzige, der mich unmittelbar verstand.

"Rudolf, es sind keine Zeichen. Es sind Wellen!" Ich schaute ihn durchdringend an. Er hielt den Biedermeier Kasten am einen Ende, ich am anderen. Dann stellte er ihn ab und sagte: "Darüber muss ich nachdenken."

Ich habe Rudolf nie mehr wiedergesehen.