Wenn Landkarten das Innere nicht beschreiben 

28.08.2021

Wir haben im Inneren keine "Landkarten" - wir Menschen! Wir begreifen diese im Außen als solche. Landkarten. Sie sind gedruckt (meist; mitunter auch nur verpixelt). Doch in mir, da ist nichts gedruckt, auch nichts verpixelt. Dieser wunderbare Sachverhalt bedeutet Freiheit. Vielleicht können Sie diesen Gedankensprung nicht nachvollziehen. Sie brauchen ihn mir auch nicht zu glauben. Versuchen Sie Ihre eigene Herleitung. 

Umgekehrt kann man aber auch sagen, dass die "Landkarten" im Außen (von "Noten" bis hin zu "Manuskripten", von "Büchern" bis hin zu "Protokollen", von der "Bibel" bis zum "Koran") "etwas" bewahren. Sie geben uns Struktur. Sie erhalten Muster. Daher lassen sich Muster nicht nur durch verbale Anweisungen im Hier und Jetzt unterbrechen. Es braucht mitunter auch eine Musterunterbrechung im Außen. Eine andere Wohnung. Ein anderes Haus. Ein anderes Buch. Eine andere Computeroberfläche. Eine andere Form der Protokollierung. Einen anderen Plan, der zu einer anderen Stadt passt. (...) Ein anderes Bild über dem Esstisch. (...) Nicht jedes Bild ist ein Kippbild. 

Hören Sie und dann beobachten Sie, was in Ihnen passiert, wenn Sie hören. Hören Sie? Und wenn Sie hören, dann kann Sie dies ebenso wundern, wie es mich seit Jahrzehnten wundert. Staunend höre ich immer wieder. Ich stehe morgens auf und höre. Noch bevor ich den Vorhang öffne, höre ich. Sie hören hier bei mir heute einen Chopin-Walzer. Das ist nicht unerheblich. Aber nur, wenn Sie auf "Play" drücken.

Nicht immer können wir entscheiden, was wir hören. Wenn Sie es gerade entscheiden können, dann können Sie sich sehr glücklich schätzen!

Ich schätze mich sehr glücklich, dass ich mir aussuchen kann, was ich morgens höre. Meistens. Ausreichend oft. Wenn die Türe aufgeht und jemand ruft "Guten Morgen!" und "Hast du oben geschlafen?" - muss ich da antworten? Ja - ich muss.

Ich bin gestern in das Zimmer meiner ältesten Tochter im obersten Stock gegangen - hier steht auch ein Computer. Und habe hier auf den Gurgel-Befund gewartet. Den brauche ich für die Klinik. Und da er nicht kam, bis Mitternacht, bin ich hier oben eingeschlafen. Meine bessere Hälfte hat mich wohl im Haus gesucht. Er schaut immer auf mich. Er sucht mich. Und dies seit Jahrzehnten. Ich frage mich manchmal, ob ich auch so bin. 

Manchmal - oft - habe ich mich schon in Gedanken verloren. In der Musik. Ich bin dort sehr glücklich. Das Sichimdenkenverlieren. Es ist ein wunderbares Gefühl. Und so herrlich privat.