Lebe. Liebe. Lache.
Ich wurde 2023 von allen Schulmedizinern aufgegeben (ich hatte einen hochmalignen Blutkrebs) und im Mai 2023 zum Sterben ohne Immunabwehr nach Hause geschickt. Ich bekam nach der Diagnose im Dezember 2022 drei Chemotherapien, die jedoch nicht funtionierten. Die letzte schulmedizinische Möglichkeit, um mich zu heilen, war die sog. CAR-t-cell Therapie. Hier werden einem eigene, genetisch modifizierte T-Zellen in einer Einmalgabe als Infusion verabreicht, in der Hoffnung, dass das körpereigene Immunsystem die krankhaften Zellen sodann erkennt und beseitigt. Die Nebenwirkungen der CARs können massiv sein, bis hin zu schwersten Hirnschäden. Ich bekam einige Tage nach der Zellgabe (es war der 3. April 2023) sehr hohes Fieber (bis zu 40 Grad), hatte aber in den ersten zehn Tagen ansonsten keinerlei Nebenwirkungen. Täglich musste ich einen neuropsychologischen Test absolvieren i.e. einfache Rechnungen (7 - 3), einfache Gegenstände benennen oder von 100 rückwärts zählen. Ich musste auch einen, vielleicht meinen letzten, Satz schreiben. Täglich. Untereinander, damit sie beobachten konnten, ob sich mein Schriftbild veränderte. Ich schrieb:
Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.
Antoine de Saint-Exupéry, Der Kleine Prinz
Ich merkte nach ein paar Tagen, dass mir ein wenig schummrig im Kopf wurde und ich Schwierigkeiten hatte, die Buchstaben in der korrekten Ordnung zu halten. Ich ließ nur mit Mühe keine Buchstaben aus, bei den wenigen Worten. Aber ich sagte nichts. Ich wusste, sie würden mich dann mit Cortison behandeln, wenn sich Hirnschäden einstellten. Und Cortison macht die CARs kaputt. Lieber mit einem leichten Hirnschaden leben, als gar nicht - dachte ich still bei mir. Es sollte bei diesen Nebenwirkungen bleiben. Auch wurden die Buchstaben etwas kleiner, aber das fiel nur mir auf. Es fühlte sich wie ein Demenztest bei einer 46jährigen an. Dann wurde ich entlassen. Ein oder zwei Tage später, stellte mein Knochenmark die Blutproduktion ein, eine Nebenwirkung der Therapie, die die Ärzte so nicht kannten. Sie punktierten daraufhin mein Knochenmark, fanden heraus, dass es allergisch geschädigt war - wussten aber nicht, wie sie das behandeln sollten. Und ob es jemals wieder seine Arbeit aufnehmen würde. So schickten sie mich ohne Blut (keine weißen, keine roten Blutkörperchen und keine Thrombozyten, was zu Einblutungen am ganzen Körper führte) einfach nach Hause. Sie dachten, ich würde nun an einer Infektion sterben. Alle paar Tage sollte ich für Blutkonserven ins Spital kommen (ambulant). Ich betete. Ich wusste, ich würde wieder gesund werden. In dieser Zeit hatte ich - wie durch ein Wunder - nicht einmal einen Schnupfen. Ich weiß nicht, wie das physiologisch überhaupt möglich ist. Wochenlang ohne Blut zu leben. Aber mein Knochenmark begann wie durch ein weiteres Wunder von sich aus wieder Blut zu produzieren.
Ich bin unendlich dankbar, dass ich nun gesund und munter bin. Ich lebe! Und ich liebe! Und ich lache!