Über den Unterschied zwischen "Theorien" und "Rekonstruktionen" 

09.01.2021

Etwas muss ich hier wohl doch noch ergänzen (bevor ich es gut sein lasse): Ich verwende solche >Modelle< wie die Systemtheorie (von wem auch immer abgeschrieben) nicht. Ich verwende gar keine >Theorien<. 

Sondern ich denke (und schreibe auch hin und wieder) eine rekonstruktive, pragmatische Philosophie. Das ist keine Theorie, sondern eine Rekonstruktion dessen, was immer da ist. 

Solch eine "rekonstruktive Pragmatik" (vgl. Böhler) ist immer zu vollziehen, da immer etwas da ist, das sich rekonstruieren lässt. 

Der Unterschied zu einer Theorie - einem hypothetischen Modell - ist, dass ich mich (um die dumme Metapher zu verändern) nicht auf Speisekarten stütze (auch nicht auf Zeichen), sondern vielmehr die Entstehung von Speisekarten (Zeichen) rekonstruiere

Auf diese Weise gelange ich zu Erkenntnissen, die mich den Menschen (= Beobachterinnen und Beobachter) besser verstehen lassen. Und das müssen wir - wenn wir behaupten, dass "die Wirklichkeit beobachterabhängig" sei. Wir müssen uns begreifen, wenn wir dies schon in den Raum stellen. 

Ich rekonstruiere also Prozesse auf beschreibende Weise. Ich rekonstruiere Zeichen. Zeige, wie Zeichen (wo auch immer geschrieben) zu Zeichen werden. Wie Gehirne für Betrachterinnen und Betrachter zu Gehirnen werden. Ich setze auch diese ("Gehirne") nicht absolut voraus.

Nur Beschreibungen von Prozessen - und nicht künstliche Modelle darüber - lassen uns die Wirklichkeit begreifen, wie sie ist (und nicht anders). 

Oder will das Unterburli vom Oberburli (meist stellen Burlis "Modelle" auf, das ist schon sehr auffällig, wie ich finde) vielleicht behaupten, dass nichts in der Speisekarte geschrieben steht? Und wie kommt es denn, dass da etwas geschrieben steht (falls es so ist)? 

Dass ist die 100 000-Dollar-Frage! 

Ich rekonstruiere, wie Menschen Modelle/Theorien bilden. 

Das ist etwas anderes, als eine Theorie aufzustellen. Ich hoffe, Sie verstehen den Unterschied. 

Der Vorgang (der rekonstruierende Prozess) kann auch K2 - Kybernetik zweiter Ordnung oder "Beobachtung der Beobachtung" - genannt werden (muss aber nicht).